Ein Mutmacher-Text und ein Plädoyer für die Selbsthilfe
(Lesezeit: ca. 18 Minuten)
Mal ehrlich: Kaum ein Mensch beschäftigt sich freiwillig mit Psychologie – wenn er nicht gerade beruflich damit zu tun hat.
Aber wer unglücklich und unzufrieden ist, wer vielleicht Schlimmes erlebt hat und nicht in diesen schlechten Gefühlen steckenbleiben will, dem kann sie eine große Hilfe sein.
Neben zwischenmenschlicher, freundschaftlicher Nähe, welche unsere Seele am meisten braucht, gibt es viel psychologisches Wissen, das Dir hilft zu verstehen und vieles zu erleichtern.
Mit der Psychologie ist es allerdings, wie mit vielen Dingen:
Wenn man es übertreibt, kann man sich damit auch verrückt machen!
Aber eine gewisse Grundkenntnis über unser Denken und Handeln, hat das Potenzial Dein Leben auf ungeahnte Weise zu verbessern. Und ich spreche da aus Erfahrung!
Doch hätte mir vor einigen Jahren jemand vorausgesagt, ich würde mal einen Text über den Nutzen von Psychologie schreiben, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt 😉
Aber inzwischen bin ich angetreten psychologisches Wissen quasi zu „bewerben“ und zu verbreiten, denn ich bin der Meinung:
Wenn wir uns mehr um unser SEIN kümmern, anstatt um unser HABEN, wird vieles leichter!
Wir denken doch allzu oft, dass uns die neue TV-Serie, die x-te neue Jeans oder das angesagteste Smartphone glücklich machen – aber das tun sie viel zu kurzfristig und lenken uns nur für kurze Zeit ab.
Was hat Psychologie mit Dir zu tun?
Vielleicht hast Du schon mal folgenden Spruch gehört:
Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus!
(er wird oft dem Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawik zugeordnet, aber man weiß nicht genau, von wem er ursprünglich stammt)
Damit will ich sagen:
Kennst Du Dich ein wenig mit psychologischen Zusammenhängen aus, steht Dir ein ganzer Werkzeugkasten zur Verfügung. Du kannst Dir also etwas Hübsches bauen und das, was kaputt ist, reparieren – anstatt nur draufzuhauen 😉
Die menschliche Psyche ist ein extrem kompliziertes „Gebilde“
– da wäre doch eine kleine Gebrauchsanleitung nicht schlecht. Aber Du kennst das sicher: Die Leute bevorzugen Learning-by-Doing und hassen Betriebsanleitungen (ich übrigens auch 😉) .
Doch was bei der Küchenmaschine noch gerade so hinhaut, kannst du bei der nächsten persönlichen Krise oder dem Zoff mit der Kollegin vergessen. Und wer will schon sein Leben mit der zeitraubenden Variante von „Versuch und Irrtum“ bzw. dem „Trial-and-Error“-Prinzip vergeuden?
Werfen wir also einen näheren Blick auf die Wissenschaft der Psychologie:
Ein wenig Theorie: Definition von Psychologie
Zusammengesetzt aus den altgriechischen Wörtern „psyché“ (Seele, Geist, Gemüt) und „lógos“ (die Lehre oder Wissenschaft von etwas) bedeutet Psychologie „Die Lehre der Seele“.
Sie beschreibt eine Wissenschaft, die sich mit der Gefühlswelt, dem Verhalten und der Wahrnehmung von Menschen beschäftigt.
Auch wenn jeder von uns einzigartig ist, ähneln wir uns doch in vielen Punkten und dort setzt die Psychologie an. Sie arbeitet mit verschiedenen Denkmodellen und sucht nach Regeln. Damit soll sich einordnen lassen, wie Menschen ticken und was in ihrem Inneren vorgeht.
Somit hilft uns Psychologie in vielen Bereichen, andere zu verstehen und uns in sie hineinzuversetzen.
Komplett allgemeingültig kann sie jedoch nicht sein, dazu ist der menschliche Geist viel zu komplex. Und da die Forschung immer wieder neue Erkenntnisse liefert, wird die Psychologie fortwährend ergänzt, weiterentwickelt und auch korrigiert.
Was diese Wissenschaft leisten kann, ist zum Beispiel das Verarbeiten von Ängsten, ein gesunder Umgang mit Stress, die Entfaltung persönlicher Fähigkeiten oder die Stärkung eines sozialen Miteinanders.
Die Psychologie hat inzwischen unglaublich viele Schwerpunkte und ist in jedem Bereich unseres Lebens vertreten:
Kein großer Verein mehr ohne Sportpsychologen. Verkaufspsychologen findest Du im Marketing und in großen Unternehmen, genauso wie auch die Wirtschaftspsychologen. Organisationspsychologen optimieren Prozesse, Rechts- oder Kriminalpsychologen beurteilen Straffällige und die Sozialpsychologie erforscht unser Miteinander, während die Verhaltenspsychologie unser Tun voraussagen will und selbst Gestik und Mimik im Blick hat.
Und jetzt kommst Du ins Spiel
Klar können wir auf das Wissen rund um die geistigen und seelischen Vorgänge in uns und anderen auch verzichten. Dann bleibt halt alles so, wie es ist und für viele ist das auch ok so.
Aber bist Du mit dem Status Quo eher unzufrieden und siehst da noch Entwicklungspotenzial, kann psychologisches Wissen für Dich ein echter Gewinn sein.
Dazu passt dieses Zitat von Henry Ford:
„Wer immer nur das tut, was er schon kann, bleibt immer nur das, was er schon ist.“
(Henry Ford)
Du weißt sicher aus eigener Erfahrung, dass die meisten eher das „Aushalten“ trainieren, anstatt wie sie es zukünftig besser oder anders machen können.
Und erst neulich hörte ich jemanden sagen:
„Boaaah, ich wäre ja schon froh, wenn mal einen Tag kein Mist passiert!“ und dachte mir so:
Meine Güte, so kann man doch nicht leben wollen!
Wenn Du aber weder eine Idee, noch die Energie hast, nach einem anderen Weg zu suchen, dann lebst Du so! Ich selbst habe das auch viel zu lange getan, ohne mir dessen bewusst zu sein.
Doch wir sind nicht allein zum „Aushalten“ hier – und ich wünschte, ich wäre schon viel früher auf diese Erkenntnis gestoßen!
Trotzdem gehört auch das „Aushalten können“ zu den wichtigen Fähigkeiten, die wir uns bewahren sollten! Uns werden immer wieder auch Dinge begegnen, die wir nicht ändern können – oder zumindest nicht sofort.
Was hat psychologisches Wissen mit Dir und Deinem Alltag zu tun?
Dieses Wissen ist vielfältig und super spannend, zum Beispiel diese Punkte:
- Andere reagieren viel stärkere auf die Energie, die Du aussendest, als auf die Worte, die Du sagst.
- Wir sollten aus der Vergangenheit lernen und nicht in ihr leben.
- Gefühle sind ansteckend, positive wie negative – das hast Du auch schon erlebt.
- Was viele vergessen: Zwischen Reiz und Reaktion hat der Mensch die Freiheit zu wählen.
- Lebe nicht auf „Autopilot“ – die meisten tun das.
- Die Erfahrung einer massiven, sozialen Zurückweisung erzeugt im Gehirn die gleiche Reaktion, wie körperlicher Schmerz.
Vielleicht fragst Du Dich: Was soll das alles? Früher hat sich auch kaum einer mit Psychologie beschäftigt!
Einige Jahrzehnte zuvor haben wir noch ganz anders gelebt als heute – auch wenn Du diese Leier vielleicht schon nicht mehr hören kannst 😉
Aber mit dem Tempo, wie sich alles so entwickelt, kommt kaum einer mit.
Die Welt ist heute voller Ablenkungen und wir können uns immer weniger darauf konzentrieren, was uns wirklich wichtig ist.
Wir fühlen uns dann oft überfordert oder auch orientierungslos. Das kann uns regelrecht lahmlegen und wir fragen uns dann, was eigentlich mit uns los ist. Vielleicht kommt Dir das bekannt vor.
Wir denken unser unspannender Alltag sei schuld, der Partner, die Kinder, der Job. Und wir verschieben unser Glück auf das Wochenende, den Urlaub, die Rente.
Dabei sind es oft eher unser Kopf und unsere Denkweise, die uns auf Sparflamme köcheln lassen.
Manche legen sich als Schutz eine lässige Gleichgültigkeit zu, welche zu einer Art Ersatz-Lebensprinzip wird, ohne dass sie es merken oder bewusst gewählt hätten.
Die eigenen Werte ausfindig machen – im Lehrplan der Schulen meist nicht vorgesehen
Und geht es um Werte und Verhaltensregeln, haben wir das alles mal von unseren Familien, Lehrern und Vorbildern mit auf den Weg bekommen. Nur leider finden sich immer weniger gesunde Leitbilder, denen es nachzustreben lohnt.
Zudem reden wir immer weniger miteinander. Und wenn, dann drehen sich unsere Gespräche eher nicht um persönliche Weiterentwicklung, Problemlösungsstrategien oder das genaue Analysieren der Konflikte, die uns gerade so umtreiben.
Wenn es also in Schule und Familie keine Zeit und Gelegenheit mehr für diese Dinge gibt, müssen wir sie uns anders aneignen.
Psychologie ist kein Allheilmittel, aber …
… hast Du eine gewisse Grundkenntnis über unser Denken und Handeln, siehst Du vieles klarer und Dein Kopf ist weniger sorgengeplagt.
Doch auch dann wird immer wieder Unvorhergesehenes auf der Bildfläche erscheinen und Dich herausfordern. Allerdings hast Du dann Kapazitäten und Energien frei, um Dich damit zu befassen, weil es halt in den meisten anderen Bereichen harmonischer für Dich läuft.
Du bist dann nicht mehr ständig dabei überall gleichzeitig Löcher zu stopfen, sondern kannst Dich mit Deiner Aufmerksamkeit um ein Leck zurzeit kümmern, weil der Rest Deines „Lebensbootes“ stabil gebaut ist.
Na, wenn das keine guten Aussichten sind!
Psychologisches Wissen braucht auch Herzenswärme
Sich mit etwas gut auszukennen, macht Dich noch nicht zu einem besseren oder glücklicheren Menschen. Erst mit den wichtigen Zutaten Liebe und Güte (Dir selbst und anderen gegenüber), kann Dein neues Wissen wahre Wunder vollbringen.
Es ist wie bei der Empathie – es braucht ein „Wollen“ (der Wunsch, andere zu verstehen und zu helfen) und eine gute Portion Herzenswärme!
Und da ist noch etwas, das nicht fehlen sollte – allerdings mit Psychologie erstmal nichts zu tun hat:
Spiritualität
Huuaa – nicht jedermanns Sache, das Thema – ich weiß! Aber wenn ich hier von „Lebensverbesserung“ schreibe, würde ich mir wie eine Betrügerin vorkommen, wenn ich sie hier nicht erwähnen würde.
Psychologische Zusammenhänge zu verstehen hat mein Leben um vieles leichter gemacht, aber eine echte innere Ruhe gab mir erst der Glaube an eine höhere, wohlwollende Macht – wie auch immer man sie nennen mag.
Für viele ist das ein schwieriges Thema und ich werde an anderer Stelle noch einmal näher darauf eingehen. Hier möchte ich nur erwähnen, dass ich persönlich eine gewisse Spiritualität für ein wichtiges Puzzleteil in einem erfüllten Leben halte – aber das muss nicht jeder so sehen.
Risiken und Nebenwirkungen
Auch die will ich hier nicht außer Acht lassen, denn wenn man durch Weiterbildung einen anderen Blick auf die Dinge bekommt, macht das schon was mit einem … und auch mit Deinem Umfeld!
Du wirst mit der Zeit Zusammenhänge erkennen, die Du vorher nicht wahrgenommen hast. Zum Beispiel die Ego-Spielchen, die in vielen Bereichen laufen oder Manipulationsversuche. Oder Dir werden Gesprächsthemen wegfallen, weil Du Dich nicht mehr über Sachen aufregen kannst, die in jeder Kaffeeküche gerne Thema sind.
Und so kann es sein, dass Du mit manchen Menschen lieber nicht mehr so viel zu tun haben willst. Oder sogar, dass Dein Job für Dich nicht mehr der Richtige ist.
Du wirst Dich auch anders ausdrücken, andere Fragen stellen als sonst und das werden einige Menschen super finden, aber andere werden nicht so gut darauf klarkommen.
Das kann super spannend, aber an einigen Stellen auch schmerzhaft sein. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Denn nicht jeder in Deinem Umfeld wird sich mit Dir freuen bzw erfreut sein, wenn Du Dich weiterentwickelst.
Bleib auf Deinem Weg – auch wenn er nicht immer einfach ist!
Du ziehst oft die Menschen an, die zu Dir passen und änderst Du Dich, ändert sich auch Dein Umfeld – was letzten Endes auch gut und richtig ist. Das solltest Du wissen und trotzdem damit weitermachen, der Mensch zu werden, der Du sein willst und nicht der, den die anderen gerne hätten!
Was ich persönlich durch psychologisches Wissen gelernt habe
Das ist natürlich mehr, als ich hier aufschreiben kann, aber das hier wären einige Punkte, die mir selbst sehr geholfen haben:
- Dass ich seeehr viel mehr selbst in der Hand habe, als ich dachte.
- Dass das Selbstwertgefühl nichts ist, was in der Kindheit unveränderbar festgelegt wurde. Es verwandelt sich solange Du lebst – und kann wachsen, aber auch schrumpfen.
- Wenn man versteht, wie Menschen im Allgemeinen ticken, ist man weniger unsicher und hat auch selbst mehr Einfluss darauf, wie man wirkt.
- Dass die meisten Menschen eine Maske tragen und wie man dahinter schauen kann.
- Dass Menschen, die nicht gut zu Dir sind, auch nicht gut zu sich selbst sind.
- Dass ich ein glückliches Leben führen kann, auch wenn mir schlimme Dinge passiert sind.
- Dass ich „genug“ bin – auch wenn mir mein Kopf etwas anderes weiß machen will.
- Dass ich aus eigener Kraft die Dinge zum Guten wenden kann.
Und wie Du aus diesen Punkten vielleicht schon „herausliest“:
Sie sind nicht allein mit Wissen und dem Verstand zu bewerkstelligen. Dazu braucht es auch Herzenswärme (von Dir selbst und von Familie und Freunden) und einen gewissen Glauben und Vertrauen in Deinen Weg.
Was ist nun zu tun – wie beschäftigt man sich mit Psychologie?
Ich persönlich würde Dir raten mit Dir selbst anzufangen. Leider bin ich den Umweg gegangen und habe mit den anderen angefangen.
Das heißt, ich wollte die anderen besser verstehen und ich wollte gemocht werden. Denn mich selbst mochte ich damals nicht besonders, zudem war ich sehr schüchtern und in mir war das ständige Gefühl, nicht gut genug zu sein.
Damals wusste ich noch nicht, dass ich besser bei mir selbst beginnen sollte und dadurch hat alles sehr viel länger gedauert.
Damit meine ich:
Lerne Dich selbst kennen. Das klingt so banal, aber wer kennt sich schon wirklich.
Könntest Du auf Anhieb Deine drei wichtigsten Werte aufzählen und warum gerade diese für Dich wichtig sind?
Dafür nimmt sich kaum jemand Zeit und den allermeisten ist es nicht einmal bewusst, dass es Sinn macht, alles an sich selbst einmal genauer anzuschauen.
Das geht nicht von heute auf morgen, das braucht schon etwas Zeit – aber jede einzelne Stunde, die Du Dich damit beschäftigst, wird Dich um Lichtjahre voranbringen! Wirklich!
Um bei dem Beispiel mit den Werten zu bleiben:
Ich muss ehrlich sagen, als ich das erste Mal bewusst davon hörte, habe ich erstmal „Beispiele für Werte“ gegoogelt. Wenn es Dir also genauso geht, muss Dir das nicht peinlich sein. Und wenn Du Dich mit Werten schon gut auskennst, dann sag bitte nicht weiter, dass ich mal so doof war 😊
Ok – wir kürzen hier mal ab und stellen fest: Erstmal ist Selbsterforschung dran!
Und wenn Du dann ein gutes Gefühl für Dich selbst bekommen hast, dann geh nach Deinem Bauchgefühl. Was willst Du zuerst erfahren?
Du kannst Dich über die unterschiedlichsten „Baustellen“ schlau machen: Scham, Beziehungen, Konfliktlösung, Flexibilität, Entscheidungsfindung oder Kommunikation.
Du kannst Begriffe in die Online-Suchmaschine eingeben, die Bibliothek oder den Buchladen durchstöbern, Seminare und Online-Kurse besuchen, Vorträge anhören.
Es gibt so viele Möglichkeiten sich schlau zu machen und es ist, als wenn Du Dir ein rotes Auto kaufen willst – überall fahren plötzlich rote Autos. Soll heißen:
Wenn Du Dich eingehend mit etwas beschäftigst, wirst Du auch fündig!
Und dann kommt das Handeln
Psychologie-Wissen macht erstmal nur eins: Etwas bewusst.
Einfach nur mehr zu Wissen nützt Dir aber nichts, wenn Du es nicht anwendest. Es ist wie mit dem mühsam erarbeiteten Sixpack – wenn Du ihn nicht ständig trainierst, löst er sich wieder in Luft oder besser gesagt in Speck auf 😉
Wissen ist was DU draus machst!
Du kannst Dich also zurücklehnen und denken: „Ah ja, sehr interessant!“ oder: „Oh, daraus kann ich was Hübsches und Nützliches bauen!
So kannst Du Deine Psychologie-Kenntnisse nutzen und sie in Deinen Alltag, Deine Beziehungen, Deine Arbeit und Dein Denken einbinden.
Baue Dir etwas Schönes, denn Du hast dann nicht nur einen Hammer, sondern einen frisch gefüllten Werkzeugkasten.
Also – los geht´s!
Psychologie muss nicht kompliziert und abstrakt sein, sondern kann Dir das Leben leichter machen.
Und vielleicht siehst Du das jetzt auch so!
Willst Du direkt starten, findest Du einige Texte zu psychologischen Themen in meinem Blog.
Viel Spaß beim Entdecken und viele Aha-Momente
wünscht Dir
Moni
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