Der eine Grund

Wer möchte nicht gerne perfekt sein!

Aber Perfektionismus kann ganz schön nerven und anstrengend sein.

Zähmen lässt er sich, indem man ihn genauer kennen- und verstehen lernt.

 

Eines schon mal vorweg:

Perfektionismus ist ein heißes Eisen!

Er wird wohl nie für alle befriedigend eingeordnet werden können – in Bezug darauf, ob er gut oder schlecht, zielführend oder eher schädlich ist.

Aber eines kann ich Dir sagen:

Ich bin durch damit!

Perfektionismus kann mich mal!

Eine Nagelschere, zwei Preisschilder und ein Welpe haben mich geheilt.

Da mache ich mich eeeeinmal schick fürs Büro und was passiert? Ich verheddere mein Glitzerarmband in der Spitzenbluse. Meine Kollegin „befreite“ mich vorsichtig mit einer Nagelschere … in einem Großraumbüro! … dödömmm …

Am nächsten Tag trug ich wieder Sweatshirt!

Ewig habe ich nach den perfekt passenden Schuhen für das tolle, orangefarbene Kleid gesucht und dann den ganzen Abend auf der Hochzeit von Freunden getanzt … mit fetten, weißen Preisschildern unter den Pumps – denn die hatte ich vergessen abzumachen. Darauf machte mich dann netterweise ein älterer Herr aufmerksam … am Ende (!) des Abends! … grummpfff …

In stundenlanger Vorarbeit hatte ich das perfekte Abendessen für die Geburtstagsfeier meines Freundes kredenzt: Vorspeise, Hauptgang, Nachspeise – den ganzen Tag stand ich in der Küche. Nur leider brachte ein Kollege seinen 12 Wochen alten Welpen mit … was soll ich sagen … ich hätte auch Nudeln kochen können. Alle waren sofort und komplett schockverliebt in den süßen Kleinen und er war DAS Thema des Abends. … wuuufff …

Was lernte ich daraus?

Perfektionismus lohnt sich nicht immer!

Drauf pfeifen
Drauf pfeifen

Du denkst Du musst perfekt sein, damit andere Dich akzeptieren oder toll finden?

An dem Punkt war ich auch mal, wie Du grad gelesen hast und ich muss Dir leider sagen:

Vergiss das lieber!

Wenn Du schon perfekt sein möchtest, dann bitte nicht aus DEM Grund!

Wahrscheinlich hast Du es total vergessen, denn eigentlich weißt Du es bereits:

Menschen können Menschen nicht leiden, die perfekt sind!

… ok … noch weniger können sie Menschen leiden, die meinen, dass sie perfekt sind. 😉

Du kannst also besser aufhören, perfekt sein zu wollen!

Jedenfalls dann, wenn Du auf Bewunderung aus bist!

Da kommst Du mit Souveränität und Selbstsicherheit weiter, als mit Perfektionismus.

Seine Sache gut machen zu wollen, ist ein erstrebenswerter Charakterzug. Aber klammere Dich nicht daran, perfekt sein zu müssen – was Du Dir auch vornimmst neigt dann dazu, zu einer Never-Ending-Story zu werden. Denn Perfektion ist oft gar nicht zu erreichen und zudem rechtfertigt sie den Nerven- und Zeitaufwand äußerst selten.

Ecken und Kanten
Ecken und Kanten

Wer möchte nicht trotzdem gerne als perfekt wahrgenommen werden!

Aber das ist ein unerreichbares Ziel!

Denn Du hast nie die Kontrolle darüber, wie andere Dich wahrnehmen und was sie denken – da kannst Du Dich noch so anstrengen.

Klar sollst Du Deine Sache so gut wie möglich machen – aber Du solltest auch fertig werden … oder überhaupt erst anfangen – denn viele benutzen ihren Perfektionismus auch dazu, um Projekte ewig vor sich herzuschieben.

So nach dem Motto:

„Nee, das muss schon ordentlich werden! Das fange ich lieber erst an, wenn ich mehr Zeit habe, besser vorbereitet bin … usw.“

Aaah … ich hab Dich erwischt, stimmt´s? 😉

Gründe für Perfektionismus:

Der eigene Anspruch:

„Ich will, dass es richtig gut wird, erst dann fühle ich mich wohl damit. Ob andere es überhaupt wahrnehmen, ist für mich zweitrangig.“

Meistens ist es aber:

„Ich will gut dastehen!“:

„Die anderen sollen sehen, dass ich es draufhabe. Die sollen bloß nicht auf die Idee kommen, jemand anderes wäre besser dafür geeignet als ich es bin. Ich kann nicht zulassen, dass jemand einen Mangel finden könnte an meiner Ausarbeitung, meinem Outfit … etc.“

Manchmal ist es auch:

Eine perfekte Ausrede:

„Ich wirke besonders engagiert und akribisch, wenn ich mich einfach als Perfektionist darstelle. So kann ich mich prima rausreden, dass ich noch nicht beginne oder noch nicht fertig bin, ohne dumm dazustehen. Ich kann mir mehr Zeit lassen und keiner guckt schief.“

Häufig trifft leider dieser Grund zu:

Angst oder Unsicherheit:

„Wenn ich keine hundertprozentige Arbeit abliefere, verliere ich meinen guten Ruf / werde ich nicht anerkannt. Wenn ich das Abendessen nicht perfekt hinbekomme, halten mich meine Schwiegereltern für die letzte Looserin!“

Das Gemeine ist:

Du versuchst perfekt zu sein, damit Du Dich letztendlich gut fühlen kannst. Perfektionismus verursacht aber fast immer Schmerz, weil er anstrengend, aufwendig und kaum erreichbar ist.

Denn: Wer entscheidet was genau „perfekt“ ist?

Chuck ist perfekt
Chuck ist perfekt

Was ist Perfektionismus?

Man kann sagen:

Er ist weder Freund noch Feind – er ist wohl irgendwas dazwischen.

Perfektionismus ist nicht das Gleiche, wie sein Bestes geben zu wollen. Ihm liegt eher etwas Zwanghaftes zugrunde und viele hoffen, dass er ihnen einen Schutz bietet.

Man kann ihn auch als eine Art Glaubenssystem beschreiben:

„Wenn ich perfekt bin, bin ich wertvoll – anderen und auch mir selbst gegenüber.“

Wikipedia beschreibt ihn als ein übertriebenes Streben nach Vollkommenheit.

Woher kommt Perfektionismus?

Oft entwickelt er sich bereits in der Schulzeit, wenn wir lernen, wann wir unsere Aufgaben gut erledigen und wann nicht und dafür oft öffentlich gelobt oder getadelt werden.

Perfektionismus betrifft nicht nur einige wenige Personen. Nahezu jeder unterliegt hier und da mal der Versuchung, perfekt sein zu wollen.

Er ist unterschiedlich stark ausgeprägt und oft auch situations- oder themenbedingt. Perfektionismus kann zudem chronisch werden und sogar suchtartige Züge annehmen.

Meist liegt dem Perfekt-sein folgendes Ziel zugrunde:

„Wenn ich perfekt bin, vermeide ich es verurteilt oder beschämt zu werden.“

Warum ist Perfektionismus so schlimm?

Weil er bewirken kann, dass Du Deine Ideen nicht mit anderen teilst und Dich nicht traust Deine Talente zu zeigen – vor allem wenn Du als Perfektionist befürchtest, Dein Selbstwertgefühl stünde auf dem Spiel. Zudem kostet Perfektionismus Unmengen an Energie und sorgt für gemeine Selbstgespräche.

Und oft ist es auch so, dass Hardcore-Perfektionisten nicht besonders teamfähig sind. Weil sie es immer perfekt haben wollen, machen sie es anderen schwer und meist lieber selbst.

Wie lässt sich Perfektionismus vermeiden?

Vielleicht kannst oder möchtest Du ihn nicht komplett ablegen, aber zähmen kannst Du ihn:

  • Indem Du einsiehst, dass Du Verurteilung nie komplett vermeiden kannst
  • Indem Du ein gutes Selbstmitgefühl entwickelst
  • Indem Du Deine Unvollkommenheit akzeptierst

Frage Dich:

„Was ist meine Belohnung, wenn ich in dieser Sache perfekt bin?“

Und dann überlege Dir, ob Du das nicht auch anders erreichen kannst und ob Dir die Meinung der anderen, den Aufwand und die Quälerei des Perfekten wirklich wert sind.

Vielleicht ersetzt Du das Wort „perfekt“ auch einmal durch „gut genug“ –

Für die meisten Dinge oder Projekte ist „gut genug“ eben genau das: Gut genug!

Anti-Perfektionismus
Nicht perfekt

Wann ist es angebracht perfekt sein zu wollen … und wann nicht?

Von Hirn- oder Herz-Chirurgen erwarten wir und erhoffen uns, dass sie möglichst perfekte Arbeit machen. Oder von jemandem, der ein Passagierflugzeug oder ein Space-Shuttle zusammenbaut.

Aber die meisten Dinge, um die wir uns in Punkto Perfektion einen Kopf machen, sind nun wirklich nicht überlebenswichtig. Auch wenn es sich für Dich in so manchem Bereich so anfühlt, als wäre es das – aber da lügt Dich Dein Kopf oft an und übertreibt gerne maßlos.

 

Der Perfektionist hat ja recht, wenn er meint:

„Man kann immer noch eine Schippe drauflegen!“

Aber ist das wirklich immer sinnvoll und notwendig?

Es gibt Stimmen die sagen, dass die sogenannte Selbsthilfebranche die Menschen darauf trimmt, Fehler zu akzeptieren und dies senke letztendlich die Qualität von vielen Dingen.

Aber darum geht es hier nicht: Dazu aufzurufen nur noch halben Kram zu machen und auf den Rest zu pfeifen.

Es geht um eine gesunde Balance.

Vor allem der Zwang perfekt aussehen zu müssen, ist heute ein großes Problem – dafür kennst sicher etliche (vielleicht auch persönliche) Beispiele.

 

Deko-Smiley

Perfektionismus ist vor allem dann richtig schlecht, wenn er Dir auf den Keks geht und Du Dich mies damit fühlst. Oder auch wenn Du andere damit so sehr nervst, dass sie Dich immer wieder darauf ansprechen. 😉

In einigen Bereichen lohnt es sich in Richtung Perfektion zu streben – aber dies sollte nicht aus Angst vor Misserfolg oder der Meinung anderer geschehen. Sondern weil es Dir persönlich wichtig ist oder die Aufgabe es aus Gründen der Sicherheit erfordert.

 

Ein Fazit:

Du musst nicht perfekt sein!

Ok, die Welt braucht auch präzise arbeitende und verlässliche Menschen.

Mach Deinen Job ordentlich, pflege Dich und auch die Meinung der anderen sollte Dir nicht komplett schnurz sein!

Aber Du musst nicht perfekt sein – Dein Körper schon gar nicht.

Hab den Mut unperfekt zu sein, Fehler zu machen und „dumme“ Fragen zu stellen.

Lerne es für Dich und dann sag es allen weiter, die Dir wichtig sind:

„Du darfst Dich wohlfühlen mit Deiner Unvollkommenheit!“

 

Sei lieber liebenswert,

mutig, aufmerksam und ein guter Freund,

eine herzliche Mutter, eine liebende Schwester, ein verlässlicher Vater oder Bruder,

ein guter Zuhörer und Tröster!

Ja, dafür brauchst Du auch vieles – aber keine Perfektion! 😊

 

… damit verabschiedet sich für heute – eine bunte Mittelmäßigkeits-Fahne schwenkend


Moni

Du kennst jemand, dem ein wenig mehr Un-Perfektion total gut stehen würde? Dann teile gern diesen Text!

Whoop whoop!